Geschichte

1632 – die Ursprünge

Das Sebastianifest wird alljährlich am Wochenende vor oder nach dem Gedenktag des Heiligen Sebastian, am 20. Januar, gefeiert. Es geht auf ein Gelübde der Lengfurter Bevölkerung aus dem Pestjahr 1632 zurück. Aufgrund der Fürbitte an den Heiligen Sebastian soll die Pest gewichen sein. Die Lengfurter Bürger gelobten, alljährlich den Festtag des Heiligen Sebastian zu begehen.

Es ist möglich, dass die Verehrung des Heiligen in Lengfurt noch weiter zurückgeht. Bereits im Mittelalter gab es in vielen Orten der Region sogenannte Sebastiani-Schützenbruderschaften. Viele Ortschaften hatten, wie auch Lengfurt, zur Verteidigung der Dorfmauer eine „Bürgerwehr“.

1638 – die erste überlieferte Rechnung

In der Lengfurter Kirchenrechnung der Jahre 1638 + 39 ist unter „Ausgabegeld“ vermerkt: „2 Gulden, 8 Kreuzer und 4 Pfennige für eine alte Ausschussfahne, welche jetztunder auf das Fest S. Sebastiani gebraucht wird …“.

„Ausschüsse“ waren in der damaligen Zeit Männer im wehrfähigen Alter der einzelnen Dörfer, die während eines Feldzuges der regulären Soldaten den Wachdienst an der Festung in Würzburg übernehmen mussten.

1866 – Cholera in Lengfurt

Die Verehrung des Heiligen Sebastian in Lengfurt lebte im Jahr 1866 erneut auf, als innerhalb von 24 Stunden zwei Todesfälle durch die Cholera im Ort zu beklagen waren. Die Lengfurter erinnerten sich an die Hilfe des Heiligen Sebastian in früherer Zeit und erneuerten das Gelübde. Auch die Cholera erlosch.

 Aus dieser Zeit stammen die heute noch geltenden Statuten, die den Ablauf des Sebastanifestes bis ins Einzelne regeln. Es ist davon auszugehen, dass seit 1866 das Fest in der festgelegten Form durch die Lengfurter begangen wurde. Selbst während des Ersten Weltkrieges wurde in Lengfurt mit den Zuhause-Verbliebenen das Sebastinifest gefeiert, wie dieses Foto von 1914 oder 15 zeigt.

1943–1946 – Zweiter Weltkrieg

Während des Krieges, von 1943 bis 1946, wurde das Fest nicht gefeiert. Erst verboten die Nationalsozialisten und anschließend die Amerikaner als Besatzungsmacht den militärischen Aufzug mit Waffen und Marschmusik.

Lange war nicht klar, ob ein Fest in der alten Form überhaupt wieder gefeiert werden durfte. 1947 wurde zunächst ohne Gewehre, Zylinder und Musik zelebriert.

1949 – Erstes Fest nach altem Ablauf

Nachdem die funktionsfähigen Waffen unbrauchbar gemacht wurden und durch geschicktes und zähes Verhandeln des damaligen Hauptmanns Edmund Väth mit beiden Machthabern, konnte die Feierlichkeit 1949 wieder mit Waffen, Gehröcken und Zylindern stattfinden. Für seine Verdienste wurde Edmund Väth zum Ehrenhauptmann ernannt.

Die ersten Fotos, die sich nachweislich einem der Nachkriegsjahre zuordnen lassen, sind von 1952.

1982 – 350 Jahre Sebastiani

Im Jahre 1982 wurde Sebastiani das 350ste Mal in Lengfurt gefeiert. Aus diesem Anlass kam auch Bischof Paul-Werner Scheele aus Würzburg. Ihm zu Ehren wurde der Ablauf in diesem Jahr etwas angepasst. So holte ihn der Festzug bereits vom Pfarrheim ab. Gemeinsam mit den Sebastiani-Männern zogen sie dann in die Kirche ein. Aus diesem Jahr gibt es auch noch einige Bilder.

2021 + 2022 – Corona Pandemie

Im Januar 2020 schien die Pandemie noch weit weg von Lengfurt zu sein. 2021 und 2022 mussten wir aufgrund der COVID-19-Pandemie auf das militärische Zeremoniell des Sebastiani-Festes verzichten. Mit den Gottesdiensten am Sebastiani-Sonntag halten wir das Gelübde der Vorfahren aufrecht – Corona-gerecht.

Im Juli 2022 konnten wir am Tag des Frühschoppens der Musikkapelle Lengfurt einen Teil der äußeren Zeremonie nachfeiern. An diesem Wochenende wurde ebenfalls unsere neue blaue Fahne geweiht.

Im Januar 2023 konnte das Fest wieder in gewohnter Form stattfinden. Hierüber sind wir sehr froh!

Das nächste Sebastiani-Fest findet vom 20. bis 22.1.2024 statt.